Seit mehr als 20 Jahren beschäftige ich mich mit Selbst-Erkenntnis und dem Thema Menschsein. Es begann mit abenteuerlichen Reisen und langen Aufenthalten in Ashrams, diversen Ausbildungen in Meditation und Körperarbeit, und dem Studium von Weisheitslehren. Zwar habe ich viele Konzepte und Rezepte gesammelt, wie spezielle Zustände erreicht werden können. Dennoch fehlte mir immer wieder die Brücke in die „achso“ normale Welt, in der ich vor allem mit dem Computer arbeitete und dabei einen sehr rationalen und logischen Umgang mit der Welt gelernt hatte.
Auch nach all den Jahren gelang es mir selten, meinen Zustand wirklich zu verstehen und somit intelligente Entscheidungen zu treffen. Eine Weile hatte ich einfach für jede wichtige Entscheidung sieben Tage Bedenkzeit eingeräumt. Wenn ich dann von Gefühlen überwältigt war, erkannte ich sie natürlich wesentlich einfacher und steigerte mich gerne in ihre Ursachen hinein, statt all das Erlernte anzuwenden. Doch dann war es mir erst recht nicht möglich, klare Entscheidungen zu treffen. Umso komplexer mein Leben wurde – Job, Selbständigkeit und Privatleben – desto weniger wollte ich alle Entscheidungen hinauszögern.
Ich wollte meine Gefühle und meinen Verstand näher zusammen bringen, mich selbst einfach besser verstehen und kennenlernen. Ich wollte vor allem meine Gefühle wesentlich früher wahrnehmen lernen, als ich es tat. Ich wollte meine Intuition schulen und weniger von meiner Angst geleitet sein. Also begann ich, Buch zu führen.
Ich notierte mir, wie sich Gefühle äußerten, im Inneren anfühlten, wie bekannt sie mir bereits waren. Ich begann mit den alltäglicheren Gefühlen. Ich wurde feinfühliger, erinnerte mich an vergangene Erlebnisse. Mit der Zeit entwickelte sich diese Matrix, wie sie jetzt in „Oh! Gefühle“ aufgezeichnet ist, in die ich meine Wahrnehmungen und Empfindungen aufnahm.
Umso mehr Daten ich erhob, desto spannender wurde es. Ich entwickelte immer mehr Interesse an meinen Mustern, ich begann zu vergleichen und Entwicklungen zu notieren. Ich baute mir eine Art Dashboard, erhob meine Top-Ten der meist gefühlten Gefühle, dann die der am wenigsten gefühlten Gefühle. Und so entstand die Meta-Ebene, die sich am Ende des Buches aus leeren Bullet-point-Seiten und den Stickern zusammensetzt, sowie natürlich aus deinen eigenen Fragen und Ideen.
„Oh! Gefühle“ ist deshalb so simpel gehalten, weil es als eine Grundlage dienen soll, die eigene innere Welt besser zu verstehen, was auch immer man besser verstehen möchte. Kein Dogma. Anfangs wollte ich eigentlich zwei Bücher daraus machen, um die guten und die schlechten Gefühle zu trennen. Doch wurde mir klar, gut und schlecht gibt es bei Gefühlen gar nicht. Auch wenn wir uns sicherlich alle einig sind, dass zum Beispiel Angst ein negatives Gefühl ist, hat Angst durchaus eine Berechtigung. Und genau darum geht es in Wirklichkeit: Dass jedes Gefühl seine Berechtigung und seinen Nutzen hat.