Im Allgemeinen gilt der Mensch als das „Kronjuwel der Schöpfung“. Was Forschende lange Zeit faszinierte, war vor allem unser imponierender Verstand, die Fähigkeit zu kalkulieren, zu kombinieren und konstruieren wie kein anderes lebendes Wesen auf Erden. Dieses Bild hat sich heute geändert, denn längst zeigen Studien: Unser gesamtes Denken und Handeln ist geleitet von Emotionen. Zum Bild des “ganzheitlichen Menschen“ gehört die untrennbare Verwobenheit von Geist und Körper, von Verstand und Gefühl.
Ohne Gefühle sind wir nichts
Es ist also sehr wichtig, sich mit den eigenen Gefühlen und Emotionen auseinanderzusetzen. Sie sind der Antrieb hinter allem, was wir tun oder nicht tun. Sie sind aber auch ein Filter, durch den wir unsere Welt wahrnehmen. Wir können unsere Gefühle mit Gedanken nähren und ersticken.
Im unbewussten Denken und Handeln haben wir jedoch keine Kontrolle. Und so kann es emotionalen Menschen beispielsweise leicht passieren, dass sie sich darin verlieren. Jeder Gedanke, nach dem sie dann im Eifer greifen, ist wie Öl ins Feuer gießen.
Auf der anderen Seite ist auch das Unter- und Wegdrücken von Gefühlen auf lange Sicht nicht gesund und kann unser Leben auf physischer wie auch psychischer Ebene ungünstig beeinflussen. Depression, Burnout, Probleme in der Partnerschaft und Sexualität sind nur einige Beispiele möglicher negativer Folgen.
Werden wir uns der eigenen Empfindungen und Gefühle bewusst, schaffen wir die Grundlage für selbstbestimmtes Denken und Handeln. Extreme Ausschläge und negative Folgen können wir so viel besser vermeiden. Es gibt so viele gute Gründe mehr, warum es lohnt, die eigenen Gefühle zu erforschen, doch ein Aspekt, den wir in diesem Beitrag besonders hervorheben wollen: Wer seine Gefühle kennt und versteht, macht sich auch weniger beeinflussbar von äußeren Faktoren wie z.B. Social Media oder Menschen im engeren Umfeld, die uns vielleicht gar nicht so gut tun.
Kenne dich besser als der Algorithmus
Dazu ein Beispiel: Eine Facebook-Studie der Universitäten Cambridge und Stanford hat gezeigt, der Computer kennt uns besser als unsere Freunde und Familie:
- nach zehn ausgewerteten Facebook-Likes war die Maschine besser als ein Arbeitskollege.
- nach 70 analysierten Likes sagte der Computer die Persönlichkeit eines Facebook-Nutzers besser voraus als dessen Freund.
- nach 150 durchforsteten Likes war der Computer besser als Eltern oder Geschwister in der Persönlichkeitsprognose.
- nach 300 analysierten Likes lieferte der Computer eine treffsichere Persönlichkeitsanalyse als der Partner.
Die Forschenden sehen darin eine zukunftsweisende Erkenntnis: Offenbar gebe es Möglichkeiten, die Psyche allein anhand von Daten zu entdecken “ohne eine einzige Mensch-zu-Mensch-Interaktion”.
Gefühle – Wie manipulierbar bist du?
Was heißt das für uns und die eigenen Gefühle? Zum einen möchte wohl Niemand, dass ein Algorithmus uns besser kennt, als unser engstes Umfeld oder wir selbst. Vor allem aber sollten wir uns aber auch selbst am besten kennen, bevor andere Menschen es tun und das vielleicht sogar ausnutzen.
Dass wir uns von den Gefühlen unserer Mitmenschen beeinflussen lassen, ist ein Stück weit normal. Doch es gibt Menschen, die bewusst (oder unbewusst) mit den Gefühlen ihrer Mitmenschen spielen und sie so manipulieren. Dafür braucht es natürlich auch Menschen, die das mit sich machen lassen und anfällig dafür sind. Was dagegen schützen kann: Erforsche deine Gefühle. Je mehr wir über unsere Gefühle Bescheid wissen, desto weniger manipulierbar sind wir auf der Gefühls- und Emotionsebene. Wir bekommen ein besseres Gespür dafür, in welchen Bereichen Energie verloren geht oder gewonnen wird, was uns wirklich berührt, bewegt oder abstößt, was uns guttut und was nicht.