An Weihnachten genießen viele Menschen die Zeit im engen Kreis der Familie und freuen sich auf Harmonie, Besinnlichkeit und Ruhe.
Doch nicht alle Menschen haben das Glück, in einem harmonischen Umfeld oder einer funktionierenden Familie zu leben. Für manche Leute bedeutet Weihnachten vor allem eins: Stress, Druck und die Gefahr, dass alte Konflikte und Streitthemen in der Familie und Verwandtschaft mal wieder auf den Tisch kommen. Ja, Weihnachten kann auch eine tickende Zeitbombe sein.
Manchmal muss nur ein falscher Satz fallen, ein Thema nebenbei angeschnitten werden und schon ist das Fest im Eimer und die Gefühle und Emotionen kochen hoch. Auch kann es sein, dass der Wunsch nach Harmonie an Weihnachten so groß ist, dass ein Erwartungsdruck entsteht, der eigentlich nur enttäuscht werden kann. Der emotionale Stress löst in vielen Familien dann das Gegenteil aus und es gibt Streit.
Grenzen ziehen und Humor einsetzen
Der Opa will in die Kirche, der Vater, möchte, dass alle an einem Tisch sitzen, die Mutter will singen usw. – Die Ärztin und Psychotherapeutin Katrin Imbierowicz rät dazu: Wer kann, sollte am besten schon vor dem Fest über die eigenen Erwartungen und die der anderen sprechen.
Auch sollten wir vermeiden, Grundsatzdebatten zu führen. Und kommt – alle Jahre wieder – mal wieder dieses eine Streitthema auf den Tisch, dann können wir ruhig dazwischen gehen und sagen: „Bitte nicht schon wieder!“ Auch wenn eine eskalierende politische Diskussion mit dem Bruder, Onkel oder der Tante drohen, sollten wir Grenzen setzen und dann ist es auch völlig okay zu sagen, dass diese oder jene Diskussion unangebracht sei und man keine Lust darauf habe.
Fühlen wir uns wie in einem Verhör oder in die Ecke gedrängt und die Situation wird immer unangenehmer, “dann kann man das beenden, in dem man eine Antwort gibt, aber danach auch mal eine Rückfrage stellt“, sagt Andrea Hartmann-Piraudeau, Konfliktberaterin und Kommunikationswissenschaftlerin. Und für kleiner Streit-Themen gilt: Sich selbst nicht zu ernst nehmen und zu versuchen, den Streit mit Humor einzufangen.
Wertschätung: Zuhören und Handy aus
Und auch in Familien, in denen nicht der Baum brennt, sei es für die Harmonie wichtig, in Gesprächen nicht nur an der Oberfläche zu bleiben, sondern sich wirklich mal die Zeit zu nehmen, einander zuzuhören, rät die Psychologin Ulrike Döpfner. Und dafür können wir aktiv etwas tun – zum Beispiel ungeteilte Aufmerksamkeit schenken – und dafür auch das Handy mal beiseite zu legen oder ganz auszuschalten. So entstehe ein Gefühl der Wertschätzung. Und eigentlich tut es uns allen mal gut, das Gerät mal für einen Abend ruhen zu lassen.